Ein Frau hält zwei kleine Papierherzen in ihren Händen. Sie hält die Herzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Ein Herz ist rot, das andere Herz ist blau.

Mehr Behandlungsplätze und verlässliche Förderung Wünsche an die Politik zum Tag der Selbsthilfe

17.09.2025

Mehr Behandlungsplätze und verlässliche Förderung Wünsche an die Politik zum Tag der Selbsthilfe

Pressemeldung zur Online-Veranstaltung zum ersten Tag der Selbsthilfe mit Selbsthilfeaktiven, Selbsthilfekontaktstellen und Mitgliedern des Bayerischen Landtages

17.09.2025
Bei einer Online-Konferenz mit rund 100 Teilnehmenden aus ganz Bayern wurden unter dem Titel: „Selbsthilfe: Lückenbüßer oder wichtige Ergänzung im Sozial- und Gesundheitswesen“ Meinungen ausgetauscht.

Beim Eingangsstatement der vier Landtagsabgeordneten wurde deutlich, dass die Leistungen der Selbsthilfe hochgeschätzt und unverzichtbar für sind.

„Was Sie leisten, kann keine andere Säule im Gesundheitswesen und für ihre ehrenamtliche Arbeit sind wir sehr dankbar. In Selbsthilfegruppen werden persönliche Erfahrungen und Alltagskompetenz auf Augenhöhe vermittelt“, so die Meinung der Politiker*innen. 
Bei der Runde der beteiligten Selbsthilfeaktiven wurde deutlich, dass es noch einige Probleme gibt, die angegangen werden müssen: So berichtete die Gruppenleiterin von AGUS (Angehörige um Suizid) aus Nürnberg von fehlenden Therapie- und Fachklinikplätzen. Außerdem von Mobbing an Schulen, das leider auch zu Suiziden führen kann, und wie durch die Algorithmen im Social-Media-Bereich Suizidgedanken verstärkt werden.  

Der Ansprechpartner der Prostatagruppe aus Unterfranken berichtete von viel zu langen Wartezeiten bei Fachärzten, was zu gravierenden Folgen wie einem streuenden Krebs führen kann.
Und die Gruppensprecherin der Selbsthilfegruppe brasilianischer Frauen aus München erzählte, wie schwierig das Anerkennungsverfahren für Berufe von Migrantinnen ist, und wie spürbar zunehmender Rassismus wahrgenommen wird.
Julia Holler von der Kontaktstelle in Regensburg und Irena Težak von SeKo Bayern wünschten sich endlich eine verlässliche Förderung für Selbsthilfekontaktstellen durch den Freistaat Bayern und eine bessere Abrufbarkeit der Fördermittel für Selbsthilfe im Pflegebereich. Julia Holler berichtete außerdem von einem regelrechten Gründungsboom neuer Selbsthilfegruppen im psychosozialen Bereich, bei Einsamkeit und im Suchtbereich.

Die Politiker*innen nahmen zu den vielfältigen Problemen Stellung und hatten viel Verständnis für die eingebrachten Themen. Trotzdem sei man beim Lösen einzelner Probleme wie bei einer schnelleren Terminvergabe bei Fachärzten und zusätzlichen Therapieangeboten schon etwas weiter, sehe aber immer noch einen großen Handlungsbedarf, so Bernhard Seidenath von der CSU. 
Ruth Waldmann forderte eine verlässliche, stetige Förderung für die Selbsthilfe-Kontaktstellen, denn die Selbsthilfe ist unverzichtbar und leiste etwas, das andere Akteure im Sozial- und Gesundheitsbereich nicht ersetzen können. Eva Lettenbauer von den Grünen nahm die Themen bessere Gesundheitsversorgung in der Fläche Bayerns und Prävention gegen Mobbing an Schulen als wichtige Themen mit. Anton Rittel (Freie Wähler), der noch wenig Kontakte zu Selbsthilfegruppen hatte, war über die große Bandbreite der Selbsthilfe in Bayern begeistert.

Auch nach der Pause wurden die Politiker*innen über die Beiträge im Chat noch über eine Vielzahl von einzelnen Problemen der Selbsthilfegruppen informiert. Besonders Bernhard Seidenath und Ruth Waldmann, die beiden Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses, beeindruckten durch ihr differenziertes Fachwissen.

Die Veranstaltung, die von SeKo Bayern e.V. anlässlich des ersten bundesweiten „Tag der Selbsthilfe“ organisiert wurde, moderierten Vorstand Klaus Grothe-Bortlik und Theresa Keidel von SeKo Bayern.

Alle waren sich einig, dass dieses Online-Format eine wichtige Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen wie dem Selbsthilfekongress sein kann, um Anreise und Kosten zu sparen. Übrigens: der nächste Selbsthilfekongress findet am 10. Juli 2026 in Amberg statt. Bitte schon vormerken!