Ein Frau hält zwei kleine Papierherzen in ihren Händen. Sie hält die Herzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Ein Herz ist rot, das andere Herz ist blau.

Ein Stolperstein für eine psychisch kranke Dame, die von den Nationalsozialisten 1941 ermordet wurde

18.05.2022

Ein Stolperstein für eine psychisch kranke Dame, die von den Nationalsozialisten 1941 ermordet wurde

Bereits im Juli 1933 erließen die nationalsozialistischen Machthaber das „Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses“. Dieses sah eine zwangsweise Sterilisation von betroffenen Personen vor. Erbkrank war im Sinne des Gesetzes auch, wer unter einer bipolaren Erkrankung (im damaligen Wortlaut: „zirkulärem (manisch-depressivem) Irresein“ litt. Später wurden Menschen mit psychischer Erkrankung, die zu „produktiver Arbeit“ nicht fähig waren, tausendfach ermordet. Die Selbsthilfegruppe von Menschen mit bipolarer Erkrankung in Regensburg beschloss daher, im Frühjahr 2022 in Zusammenarbeit mit der Gruppe Stolpersteine Regensburg des Evangelischen Bildungswerkes einen Stolperstein für eine von den Nationalsozialisten ermordete Person mit dieser Erkrankung zu verlegen.

Eine damals in Regensburg untergebrachte Patientin war Margareta Bächerlein. Sie kam am 21. Oktober 1876 in Rocksdorf (heute Ortsteil von Mühlhausen/ Sulz, Landkreis Neumarkt) zur Welt und war ab Juli 1926 Patientin in Regensburg. Sie wurde am 6. Juni 1941 Richtung Hartheim abtransportiert und, wie es in der Regel geschah, wahrscheinlich am gleichen Tag noch ermordet. Sie wurde 64 Jahre alt. Der Transport vom 6. Juni 1941 umfasste insgesamt 117 Patienten, 54 Männer und 63 Frauen. Hartheim war eine von insgesamt sechs Tötungsanstalten im Reich. Zwischen Mai 1940 und August 1941 wurden dort insgesamt 18.269 psychisch Kranke ermordet.

Die Selbsthilfegruppe von Menschen mit bipolarer Erkrankung in Regensburg hat die Patenschaft für den Stolperstein von Margareta Bächerlein (1876–1941) übernommen. Sie möchte damit ein Zeichen gegen die Stigmatisierung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung setzen und Frau Bächerlein zugleich ein ehrendes Andenken bewahren. Am 18. Mai 2022 wurde der Stein vor dem Bezirksklinikum Regensburg feierlich verlegt.

Die Selbsthilfegruppe